Von Falken und Leuchtfeuern

Es gibt drei größere Ortschaften auf Hiddensee: Kloster, Vitte und Neuendorf.

In Kloster wohnten wir, in Vitte waren wir, Neuendorf blieb noch übrig. Das perfekte Ziel für einen Tag mit perfektem Wetter und genau das hatten wir heute. Perfektes Wetter. Der Wind hatte etwas abgeflaut, die Sonne schien und die einzigen Wolken am Himmel waren weiß und plüschig. Das gute Wetter hielt sogar bis zum Abend an, sodass wir den Tag unter das Zeichen der Leuchtfeuer stellen konnten. Doch dazu später.

Rote Flagge
Rote Flagge

Der Wind wehte nicht ganz so flott wie an den Tagen zuvor, aber immer noch stark genug. Baden war nicht möglich. Nur gut, dass ich die Badehose nicht eingepackt hatte. Hätte das Gepäck nur unnötig schwer gemacht.

Neuendorf ist etwas weiter von Kloster entfernt als Vitte. Knapp neun Kilometer sind es, man könnte also in eineinhalb bis zwei Stunden von einem Ort zum Letzten laufen. Oder man nimmt den Inselbus, ziemlich das einzige Fahrzeug mit Verbrennungsmotor auf der Insel. Auf dem Weg vom Strand zum Bus lernten wir noch etwas. Endlich kann ich mir den Unterschied zwischen Luv und Lee merken:

Die richtige Richtung bei natürlichen Bedürfnissen...
Die richtige Richtung bei natürlichen Bedürfnissen…

Also nie nach Luv pinkeln, sonst weht der Wind alles wieder zurück.

Die Endhaltestelle des Inselbusses ist am Neuendorfer Hafen. Dort fanden wir etwas das es in jedem Hiddenseer Hafen gibt:

Wachmöwen
Wachmöwen

Möwen

Es sind besondere Möwen. Sie sitzen in jedem Hafen auf den Pollern und halten Wache, teilweise unterstützt von Kormoranen. Eine andere Legende berichtet, dass die örtlichen Tourismusbehörden die Vögel auf ihren Gehaltslisten haben, damit sie in den Häfen für die Fotografen posieren und die Vögel in den Schutzgebieten nicht belästigt werden. Welche der beiden Legenden auch immer wahr ist, die Tiere wechseln sich in Schichten ab wie die Wachen vor dem Buckingham Palace.

Leuchtfeuer Gellen
Leuchtfeuer Gellen

Bemerkenswert ist etwas südlich von Neuendorf auch das südliche und kleinere der beiden Leuchtfeuer auf Hiddensee. Die offizielle Bezeichnung ist „Leuchtfeuer Gellen“. Der Gellen ist die Landschaft südlich Neuendorfs.

Das Leuchtfeuer ist nicht groß. Reichlich 12m über dem Wasser (das Feuer, also das Licht befindet ca. 10m über dem mittleren Wasserstand) ist der Turm selbst nicht höher als vielleicht vier Meter. Das Foto ist übrigens nicht schief geschossen. Der Turm ist tatsächlich schief.

Dort, wo sich das Leuchtfeuer Gellen befindet, ist auch die so ziemlich schmalste Stelle der Insel und nicht weit vom Leuchtfeuer Gellen befindet sich auf einer Wiese, die sich beim Drübergehen ein bisschen wie Heide anfühlt, eine seltsame Konstruktion: fünf Steinpfeiler, die von oben ein Kreuz bilden.

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Die Legende berichtet, dass die Griechen unter Ptolemäus dem Seefahrer auf ihrer Suche nach dem Land Hyperborea auf einer kleinen Insel in einem Meer Halt machten, das rings von Land umgeben war. Es war Winter und Stürme tobten, doch die hellenischen Seefahrer waren mutig und tatendurstig und wollten weiter segeln. Um ihren Weg nicht zu verlieren, errichteten sie ein großes Leuchtfeuer, einen Zwillingsbruder des Kolosses, der die Hafeneinfahrt von Rhodos bewacht.

Andererseits ist die Geschichte, wie ich zugeben muss, nichts als Seemannsgarn. Ich dachte sie mir aus. Ich darf das, bin schließlich ein Dichter.

Kein Seemannsgarn sind Erzählungen über die Natur auf Hiddensee. Während wir unweit des Leuchtfeuers Gellen eine Pause machten, viel mir ein Vogel auf. Ich nahm ihn zunächst zur Kenntnis, sah etwas genauer hin und musste mich dann mit dem Teleobjektiv bewaffnet anpirschen.

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Es war ein Falke. Mein erster frei lebender, selbst gesehener Falke!

Doch ich sagte zu Anfang, der Tag hätte im Zeichen der Leuchfeuer gestanden. Als es dämmerte und dunkler und dunkler wurde, spazierten wir noch ein bisschen. Natürlich mit der Kamera bewaffnet. Denn eines muss man auf Hiddensee unbedingt gesehen haben: das Leuchtfeuer Dornbusch bei Dunkelheit

ein Licht in finsterster Nacht
ein Licht in finsterster Nacht

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