Tour d’Elbe – Weißes Gold

Wenn Sie eine Radtour machen, sind Sie gut beraten, ein kleines, leichtes Zelt mitzunehmen. Sich selbst aufblasende Isomatten lassen sich kompakt verstauen und Schlafsäcke braucht man im Sommer nicht. Auf einem Campingplatz findet man im Regelfall eine Übernachtungsmöglichkeit.

Wichtig: Vergessen Sie das Kopfkissen nicht! Es ist recht unbequem für einen Stadtmenschen, keine Nackenstütze zu haben.

Da die Formalitäten schon am Vorabend geklärt waren (ein eindeutiger Vorteile des Campingplatzes gegenüber einem Hotel oder einer Pension), konnten wir uns zeitig vom Hof machen. Frühstücken kann man unterwegs. Dachten wir.

Der Himmel graute und drohte mit Niederschlag. Bis Dresden hatten wir Glück und konnten die Sonne hinter dem Blauen Wunder emporsteigen sehen.

Das Blaue Wunder am Morgen

Kurz hinter Dresden wurde es dann tatsächlich nass. Man hätte natürlich irgendwo zum Frühstück einkehren können, wenn nicht die einzige Restauration, die bis dahin an unserem Weg lag, erst um 10 Uhr geöffnet hätte. Wir hätten noch 40 Minuten warten müssen.

Die Lehre hieraus ist, sich gegebenenfalls etwas zu essen einzupacken. Selbst in Dresden gibt es nichts direkt an der Elbe.

Glücklicherweise was der Schauer schnell vorüber. Nur ein paar Kilometer weiter, etwas nördlich von Radebeul, harrte stärkerer Regen unserer. Zu unserem Glück fanden wir eine Bäckerei, die uns mit Kuchen, Brötchen und Kaffee versorgte und Obdach gab, bis der Regen aufhörte. Bis zum Etappenziel sollte dies reichen, denn bereits zur späten Mittagsstunde kamen wir in Meißen an.

Zeitig am Ziel zu sein heißt, dass man sich in Ruhe umsehen kann. Wenn das Wetter danach aussieht, als wolle es am nächsten Tage sämtliche Reisepläne durchkreuzen, schlägt man dem Wetter einfach ein Schnippchen und legt einen Ruhetag ein. Im Fall von Meißen eine fabelhafte Idee.

Meißen ist alt, eine Stadt voller Geschichte und Geschichten, voller alter Häuser und voller…

Mein alter Feind ist allgegenwärtig in Meißen: Stufen

Jene Treppe auf dem Foto sind übrigens die Amtsstufen. Ich bin nicht sicher, ob man als Beamter in Meißen diese Treppe als Ersatz für die Karriereleiter erklimmen muss. Wer aber ihr Ende erreicht, ist buchstäblich ganz oben angelangt, oben auf dem Felsen, auf dem die Albrechtsburg und der Dom thronen.

Wollen Sie einen Blick in den Dom werfen, werden Sie gebeten, die Geldbörse zu zücken – 4,50 € ohne Führung. Ob es das wert ist, muss jeder für sich entscheiden. Wir entschieden uns, auf die Besichtigung zu verzichten. Wir liefen lieber um Dom und Burg herum und bewunderten die Aussicht über Stadt und Elbtal.

Wir besichtigten lieber die Stadt selbst, sahen uns die Frauenkirche von innen an – deutlich kleiner als ihre Dresdner Schwester aber nicht weniger sehenswert – und schlenderten über Markt, Treppen und durch hohle Gassen.

Der zweite Tag in Meißen schenkte uns neben etwas Erholung die Gelegenheit, der Porzellanmanufaktur einen Besuch abzustatten. Wussten Sie schon, dass Meißner Porzellan mit dem berühmten Zwiebelmuster schon seit dem 18. Jahrhundert spülmaschinenfest ist? Wussten Sie auch, was man für echtes Meißner auf den Tresen legen muss?

Ich denke, Sie haben eine grobe Ahnung. Im Outletstore der Manufaktur bezahlt man für eine Porzellanfigur statt 14.500 € nur 7000 €. Ich weiß nicht, wer diese Dinge kauft, es muss aber genug gut betuchte Kundschaft geben. Meißner Porzellan genießt nach wie vor einen guten Ruf. Ein Besuch in der Schauwerkstatt bewies dann auch, dass die Waren das Geld wert sind. Der Betrieb heißt nicht nur Manufaktur, er ist auch eine.

Der Dreher, der die Rohlinge für Tassen etc. fertigt, treibt die Töpferscheibe immer noch mit den Füßen an. Der Bossierer bzw. die Bossiererin fügt die Einzelteile der Tassen und Figuren immer noch per Hand zusammen. Die Malerinnen und Maler, allesamt hochspezialisierte Fachkräfte, bemalen die wertvollen Stücke von Hand. Jedes Stück ist also ein Unikat.

Sollten Sie sich ein Service aus dem guten Meißner gönnen, achten Sie aber beim Abwasch auf das Muster. Spülmaschinenfest sind nur Geschirre mit Unterglasurmalerei. Dies ist wie schon gesagt beim Zwiebelmuster der Fall. Die „Zwiebeln“ sind übrigens eigentlich Pfirsiche und Granatäpfel. Sollten Sie einen bunten Teller aus Meißen in der Hand halten, empfehle ich die Wäsche von Hand. Hier liegt die Malerei auf der Glasur und ist empfindlicher.

Aber ich hätte ohnehin Angst um das gute Porzellan, hätte ich einen Geschirrspüler.

Wenn Sie auf Reisen sind, halten Sie unbedingt die Augen offen! Es mag sein, dass Ihnen kulturell einiges geboten wird.

Wir zum Beispiel waren zur rechten Zeit in Meißen, um Zeugen der Burgfestspiele zu werden. Theater am historischen Schauplatz, „Das Geheimnis der Hebamme“ auf dem Hof der Albrechtsburg, die als Schauplatz Anteil an der Geschichte hat. Leider gehen die Festspiele nur bis 30. Juni. Es werden aber nicht die letzten Festspiele sein und allein dieses Schauspiel war den Besuch in Meißen wert.

Dabei wäre wir beinahe nicht reingekommen. Wir kauften am Donnerstag im Vorverkauf Karten für Freitag. Zumindest bestellten wir Karten für Freitag. Die Billets waren jedoch auf den Donnerstag ausgestellt, was wir aber erst beim Einlass feststellten. Der junge Mann an der Abendkasse wiederum war vollkommen entspannt und tauschte die Tickets ohne mit der Wimper zu zucken um.

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