Man kann weit weg fahren, man kann in der Nähe bleiben. Man kann lange verreisen oder nur kurz. Und auch von Kurztrips darf man erzählen.
Es begab sich, dass wir im November 2015 eine der bedeutsameren Messestädte Deutschlands besuchten – Leipzig. Wir fuhren aber nicht hin, um eine Messe zu besuchen, unser Ziel war der dortige zoologische Garten.
Leipzig ist eine Stadt mit Historie und Sehenswürdigkeiten. Johann Sebastian Bach wirkte hier nicht nur als Komponist sondern auch als Kantor des berühmten Thomanerchores. Goethe verewigte Auerbachs Keller, den er zu seinen Studentenzeiten regelmäßig frequentierte, in seinem Faust. Leipzig hat den größten Kopfbahnhof Europas. 1989 war Leipzig die Hochburg der Montags-Demos.
Und Leipzig hat, ich nehme das Fazit vorweg, einen der schönsten zoologischen Gärten, die ich ja besuchte. Schon der historisch gestaltete Eingangsbereich offenbart eine lange Geschichte des Zoos, der schon 1878 gegründet wurde.
Der Leipziger Zoo ist nicht groß. Mit seinen 26 Hektar Fläche ist er ungefähr 9 Hektar kleiner als der Berliner Zoo aber immer noch 4 Hektar größer als der in Hannover. Der Vergleich mit dem 160 Hektar großen Areal der Tierparks Friedrichsfelde ergibt natürlich nicht viel Sinn. Einen inhaltlichen Vergleich braucht der Leipziger Zoo aber nicht zu scheuen.
Interessant am Leipziger Zoo ist die Aufteilung des Geländes. Die Gehege sind nicht einfach wahllos aneinandergereiht oder nach Tierarten sortiert. Die insgesamt nicht große Fläche ist nach Themen eingeteilt. Es gibt einen afrikanischen, einen asiatische, einen südamerikanischen Teil und es gibt das Gondswanaland, eine Halle mit einer Grundfläche von 6 Fußballfeldern.
Gondswana? Ist das ein Land in Afrika? Nein, ist es nicht. Gondswana ist der Name eines Urkontinents, der aus den Landmassen bestand, die jetzt Afrika, Asien und Südamerika bilden. Entsprechend ist auch das Gondswanaland bestückt.
Eine Warnung im Vorfeld: Im Gondswanaland ist es nicht warm sondern tropisch. Es gibt Schließfächer, in denen man Wertsachen verstauen kann. Es ist in der kälteren Jahreszeit keine schlechte Idee, auch den Mantel dort zu lassen, denn ist man erst drin, ist man hohen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit ausgesetzt. Diese Kombination ergibt eine Schwitzgarantie.
Tropisch sind auch Flora und Fauna im Gondswanaland. Es gibt sogar ein Faultier. Leider sind die Biester verdammt flink. Nachdem wir das Tier vom Boot aus – man kann eine kleine Bootsrundfahrt durch die Erdgeschichte machen – schaffte es das Faultier, verschwunden zu sein, bis wir an seinem Gehege waren, um es zu fotografieren.
Eine wirklich artgerechte Haltung ist wohl in keinem zoologischen Garten möglich. Aber hier in Leipzig, besonders im Gondswanaland, erahnt man, wie die Tiere in ihren natürlichen Habitaten leben.
Aber nicht nur im Gondswanaland. Es gibt da die Tiger-Taiga. Sie ist sinnvollerweise im asiatischen Teil. In der Tiger-Taiga (sagt das fünfmal schnell hintereinander auf Englisch!) sieht man die größten Katzen der Welt, den Amurtiger.
Majestätisch liegt die Katze auf ihrer Tatze und genießt die letzten Sonnenstrahlen des Tages. Gleich im Gehege daneben der Amurleopard.
Gelassen beobachtete die Katze die Gegend, selbstsicher, lebendig. Wie lebendig der Leopard ist, sah man, als auf dem Weg vor dem Gehege ein Huhn vorbeilief. Beute? Zumindest wurde diese Frage vom Leoparden geprüft.
Am beeindruckendsten für mich war jedoch das Pongoland, die Gegend, in der die Menschenaffen untergebracht sind. Pongo ist nebenbei der wissenschaftliche Name des Orang Utans, was wiederum auf Malaiisch nichts anderes als Waldmensch bedeutet. In den 1990er Jahren wurden die Menschenaffen aus dem Tierpark Friedrichsfelde in den Berliner Zoo verlegt, weil die Haltung in Friedrichsfelde alles andere als artgerecht war. Aber verglichen mit dem Pongoland in Leipzig…
Die Affen haben Platz. Viel Platz, wenn es draußen warm ist und unsere Verwandten aus dem Haus können. Nicht ganz so viel Platz aber immer noch bessere Bedingungen als im Berliner Zoo, wenn sie im Haus sind.
Apropos „artgerechte Haltung“: Es gibt noch einen großen Unterschied zumindest zum Tierpark in Berlin-Friedrichsfelde. Während es in Friedrichsfelde außer der Cafeteria und dem Terassen-Café nur noch zwei Imbiss-Stände gibt (bei 160 Hektar Fläche), hat man in Leipzig in jedem Themenbereich eine Restauration – thematisch passend benannt und ausstaffiert. Die menschlichen Besucher werden hier als deutlich artgerechter gehalten als in Berlin.
Bei einer Reisezeit (von Berlin aus mit dem Auto) von 1 3/4 Stunden ist Leipzig in greifbarer Nähe. So lange kann man gut sogar innerhalb Berlin unterwegs sein. Der Leipziger Zoo ist so in jedem Fall einen Besuch wert. Trotz seiner geringen Größe kann man hier gut einen Tag verbringen.
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