The witches coffin

Einmal im Urlaub sollte man auch die Beine hochlegen, einen Ruhetag einschieben. Natürlich kann man 14 Tage Non-Stop-Action machen und das Aktivurlaub nennen. Ob das im Einzelfall wirklich Erholung ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich lernte jedoch hier in Schottland: Zu viel von allem ist nicht gut.

Zu viel guter Whisky ist aber kaum genug.

Man sagt über die Schotten, dass sie gerne Whisky trinken. Das macht sie zunächst sympathisch. Dass die Schotten aber nicht nur gerne sondern auch viel Whisky trinken, könnte umstritten sein. Wenn es umstritten ist, habe ich hier den Beweis: Sogar die Ampelmänner saufen und stehen dann schräg.

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eindeutig zu viel Whisky

Es ist Sonntag und wir machten einen Ruhetag. Ruhetag heißt nicht, dass der Tag gänzlich ohne Aktivität verlief. Ich sah mich zum Beispiel nach möglichen Zielen für morgen um. Am Nachmittag vertraten wir uns dann noch ein wenig die Füße, denn es gab noch eine Sache, die es meiner Tochter zu zeigen galt: den Hexensarg.

Was ist der Hexensarg?

Nun, überquert man den Ness in Richtung Caledonian Canal und folgt dem Fluss dann nach Norden in Richtung Meer, erreicht man schließlich den Ort, von dem Inverness seinen Namen hat, die Mündung des Ness in den Moray Firth nämlich. Dort, wo der Fluss mündet, treffen sich sogar gleich drei Gewässer, denn während sich nach (Nord-)Osten der schon genannten Moray Firth erstreckt, geht an jener Stelle nach Westen der Beauly Firth ab.

Die Mündung des Ness
Die Mündung des Ness

Folgt man nun der südlichen Küstenlinie des Beauly Firth nach Westen, gelangt man irgendwann an den Caledonian Canal, der an genau dieser Stelle ins Meer mündet und durch das Great Glen verlaufend und somit quasi auch durch das Loch Ness (und andere Seen im Great Glen) die Ostküste Schottlands mit der Westküste verbindet. Als man von 1803 bis 1822 den Kanal baute, erhoffte man sich großen wirtschaftlichen Nutzen, der aber nicht eintrat. Vermutlich war der Kanal schon bei seiner Fertigstellung zu klein, ein Problem, das sich auch in modernen europäischen Verkehrsbauprojekten wiederfindet. Es dauert lange, bis der Bau fertig ist und endlich eröffnet ist und eigentlich ist der Flughafen schon während der Bauzeit viel zu klein, um den zukünftigen Verkehr abwickeln zu können.

Die Mündung des Caledonian Canal in den Beauly Firth
Die Mündung des Caledonian Canal in den Beauly Firth

An der südlichen Küstenlinie des Beauly Firth befinden sich kleine Pools, die bei Flut voll Wasser laufen. Und in einem dieser Pools liegt ein steinerner Quader, der zum Vorschein kommt, wenn das Wasser bei Ebbe abfließt: the witches coffin – der Sarg der Hexe.

Es gibt eine Legende über diesen Hexensarg. Eigenhändig schrieb ich sie auf.

Seine volle Wirkung entfaltet der Hexensarg übrigens, wenn Ebbe ist. Der Pool ist dann ganz ohne Wasser und sieht aus wie Moorboden. Der Steinblock ist mit grünem Zeug überwuchert. Das gibt dem Ganzen einen herrlich unheimlichen Touch.

The Witches Coffin

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Die Ebbe zeigte uns noch etwas: ein Schiffsskelett. Ein hölzerner Kiel, hölzerne Spanten – die Erklärung ist vermutlich auch ziemlich profan, aber ich stelle die Behauptung in die Welt, dass es ein altes Wikingerschiff ist. So ein bisschen Phantasie muss man schon haben, sonst wird das Leben langweilig.

Ein Wikingerschiff?
Ein Wikingerschiff?

Etwas, das man auch ohne größere Probleme und Anstrengungen an einem Ruhetag machen kann, ist ein Besuch in der St. Andrews Cathedral, die nach dem schottischen Nationalheiligen benannt ist. Von ihm rührt übrigens das auch von unseren Bahnübergängen bekannte Andreaskreuz, denn der Legende nach wurde St. Andrew – der heilige Andreas – an einem Kreuz mit schrägen Balken hingerichtet. Dieses Kreuz findet man auch auch der St. Andrews Flag, der schottischen Nationalflagge, und auf dem Union Jack, der britischen Flagge, da diese ja sowohl die englische als auch die schottische und die alte irische Flagge (St. Patricks Cross, ein rotes Andreaskreuz auf weißem Grund) enthält.

Genug Spaß mit Flaggen.

Die Inverness Cathedral (oder St. Andrews Cathedral) wurde von 1866 bis 1869 gebaut. Zum Vergleich: Die Bauzeit des Kölner Doms war von 1248 bis 1842. Ich merke gerade, dass wir mit dem Berliner Flughafen noch etwas Zeit haben.

St. Andrews Cathedral
St. Andrews Cathedral

Sollte jemand die Kirchturmspitzen auf der Kathedrale vermissen: Das Geld war alle, also ließ man sie einfach weg. Eine erstaunlich unkomplizierte Lösung.

Interessant ist die Orgel. Orgelpfeifen finden sich in allen vier Ecken der Kirche – und auf dem „Balkongeländer“. Sieht originell aus.

Orgelpfeifen
Orgelpfeifen

Das Kirchenschiff

Der große weiße Ballon am Kirchendach ist übrigens kein neues Glaubenssymbol. Er schwebt zufällig an der Decke und wird wohl auch irgendwann wieder runterkommen.

Übrigens: Car Glass heißt hier Auto Glass. Bemerkt jemand den Fehler?

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