Alte Mauern

Fort George Panorama

Wer etwas für alte Mauern übrig hat, sollte, wenn er im Norden Schottlands ist, Fort George einen Besuch abstatten. Ich erwähnte das Fort schon. Man kann es vom Chanonry Point aus sehen, wo wir die Delphine beobachtet haben.

Fort George wurde nach dem Ende der Jakobiteraufstände errichtet. Nachdem Bonnie Prince Charlie am 16. April 1746 endgültig den britischen Regierungstruppen unterlag, fürchtete man weitere Aufstände in den Highlands. Die Schotten mochten die Engländer noch nie wirklich und die Engländer hatten Angst. Also bauten sie eine Festung, um den eigenen Truppen Schutz zu bieten.

Das Fort ist nahe am Wasser gebaut, auf einer Landzunge. Wasser zu drei Seiten, aber die eigentliche Aufgabe war, so seltsam es auf den ersten Blick klingt, die Verteidigung zum Land hin, Eine Aufgabe, die man der Festung ansieht, denn nähert man sich ihr, erblickt man starke, stolze Mauern und Geschützstellungen, die früher mit 32-Pfündern besetzt waren. Zur Landseite hin überblickt man eine weite Fläche flachen Landes ohne Bäume und ähnlichem. Wer auch immer dieses Fort angreifen wollte, musste sehr mutig oder ziemlich blöd gewesen sein. Oder beides.

Die Mauern von Fort George
Die Mauern von Fort George

Es stellte sich schnell heraus, dass vom Land keine Gefahr drohte, und so wandte man sich letztlich der Seeseite zu und verstärkte diese. Die Briten pflegten nämlich eine Art Intimfeindschaft mit den Franzosen, besonders mit einem kleinen aber sehr ehrgeizigen Korsen, mit dem ganz Europa eine Intimfeindschaft pflegte. Man befürchtete französische Angriffe von See, weshalb man die Bastionen zur See hin mit 58-Pfündern verstärkte. Alles umsonst. Die Franzosen kamen nicht.

Ein 58-Pfünder auf der Duke of Cumberland Bastion
Ein 58-Pfünder auf der Duke of Cumberland Bastion

Besonders beeindruckte mich, dass die Festung quasi noch im Originalzustand ist. Hier und da waren mit der Zeit ein paar kleine Änderungen nötig. Im Großen und Ganzen aber ist Fort George noch so, wie es erbaut wurde.

Und das Fort wird immer noch genutzt. „The Highlanders“, ursprünglich die 1994 zusammengelegten Regimenter der Gordons Highlander und der Queens own Highlanders, die wiederum 1961 aus den Seaforth Highlanders und The Queens own Cameron Highlanders enstanden, jetzt das 4. Bataillon des Royal Regiment of Scotland, sind zwar eigentlich in Inverness stationiert, nutzen das Fort aber als Trainingsunterkunft und als Depot.

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Ob der Architekt es beabsichtigte oder nicht, ist mir unbekannt, aber aus der Luft sieht das Fort wie ein Männchen aus, wie ein kleiner König. Die Bastion direkt an der Spitze der Landzunge ist die Krone, die beiden Bastionen an der Seite sind die Ärmchen.

Dort, wo es letztlich ins Fort hinein geht, ist ein tiefer Graben, wie es sich für eine Festung gehört. Im Notfall sollte der Graben mit Wassen gefüllt werden. Bei Flut hätte es vielleicht geklappt. Aber wenn es nicht brennt, funktioniert auch die Brandschutzanlage im BER.

Vom Fort aus hat man einen beeindruckenden Blick. Weit übers Land, landeinwärts in den Moray Firth, seewärts in die Nordsee. Auf der anderen Wasserseite sind dann Rosemarkie und der Chanonry Point.

Blick auf den Chanonry Point von Fort George
Blick auf den Chanonry Point von Fort George

Und weil wir im Prinzip schräg gegenüber dem Ort waren, an dem wir letzten Donnerstag die Delphine sahen, sahen wir sie heute auch, nur besser, weil sie näher ans Land kamen. Und weil nicht so viele Leute umherstanden.

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Zu einem so alten Fort gehört auch eine Kapelle und die Kapelle hat eine kleine Besonderheit:

Fenster der Militärkapelle in Fort George
Fenster der Militärkapelle in Fort George

Oben in der Ecke des Fensters ist etwas äußerst Schottisches. Der – dem Audioguide nach – wohl einzige Dudelsack spielende Engel. Ich glaube aber, einen solchen auch Edinburgh gesehen zu haben.

Auf eine Sache sollte man achten, wenn man Fort George besuchen will: Wenn man vorher im Urquhart Castle ist, heben man die Eintrittsquittung auf. Mit dieser erhält man nämlich 20% Nachlass auf die Eintrittskarten.

Wie aber kommt man nun von Inverness zum Fort George? Ich will einmal die Wegbeschreibung von Google Maps wiedergeben:

Man steige in Inverness gegenüber von Marks & Spencers (das ist am Eastgate Shopping Center) in den Bus Linie 15 in Richtung Ardersier. Mit diesem Bus fahre man bis Ardersier an der Kirche. Von da fahre man noch ein Stück mit dem Auto.

Ja, so spricht Google. Es sind von der Haltestelle bis zum Fort ungefähr 1,4 Meilen, also keine 2,5 km. Man kann das Stück laufen und es ist nicht nötig, ein Auto mit in den Bus zu nehmen.

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