Loch Ness – der schwarze See

Wie kann man einen Engländer von einem Schotten unterscheiden? Ganz einfach: Der Engländer ist nicht in der Lage, Loch Ness zu sagen.

Das ist kein Witz und auch keine Legende. Bei den meisten Engländern mutiert „Loch Ness“ zu „Lock Ness“. Man nennt solch eine sprachliche Besonderheit ein Schibboleth. Und damit wäre mein Bildungsauftrag für heute auch schon erfüllt.

Der berühmteste See Schottlands…

…ist zugleich der wasserreichste See Schottlands. Und Großbritanniens. Loch Ness enthält nämlich mehr Wasser als alle Seen Englands und Wales zusammen. 7,4 km³ Volumen bei einer maximalen Wassertiefe von 230m – für alle, deren Vorstellungskraft durch Zahlen und Statistiken angeregt wird.

Für diejenigen, denen Zahlen eher schnuppe sind: Loch Ness ist (wie schon vor zwei und auch vor vier Jahren) tiefschwarz, nicht blau, und ziemlich groß.

Loch Ness
Loch Ness vom Strand in Dores

Groß und schwarz und verhältnismäßig kühl. Trotzdem sahen wir, als wir den Strand des kleinen Örtchen Dores erreichten, mehrere Menschen, die ganz offenbar ins Wasser wollten. Einige trugen Neopren, die älteren einfache Badesachen. Nichts mehr los mit der Jugend von heute!

Wir hatten einen (wieder nicht allzu langen) Wanderweg entlang des Loch Ness als Ziel erkoren, einen Weg, der durch den Wald immer am Ufer des Sees entlangführt und schlussendlich an einem Castle enden soll, dass man aber nicht einfach so besuchen kann.

Gesagt, getan. Man setze sich ins Auto (ein Bus geht bestimmt auch) und fahre nach Dores. Dores ist klein, beherbergt aber einen der berühmtesten Nessie-Jäger. Am Strand steht sein Wohnwagen:

Das Heim des Nessie-Jägers
Das Heim des Nessie-Jägers

Seit 1991 versucht Steve Feltham, das Monster von Loch Ness zu finden und verkaufte dafür sein Haus in Dorset. Gefunden hat er es bis heute nicht. Andererseits wäre das vielleicht auch kontraproduktiv. Nessie ist ein Tourismusmagnet (Ausflugsdampfer auf dem Loch Ness haben sogar ein Nessiesuchsonar an Bord). Letztlich lebt auch der Nessie Hunter davon. Wenn er (oder jemand) Nessie nun plötzlich fände, wäre das Geheimnis und somit möglicherweise das Interesse futsch.

Aber unter uns: Wir haben das Monster von Loch Ness entdeckt. Im Gegensatz zum landläufigen Aberglauben handelt es sich nicht um einen Dinosaurier. Es ist ein fröhliches kleines Monster, das etwas Angst vor dem Himmel hat. Er könnte runterfallen, meint es. Und es heißt Anton, nicht Nessie.

Monster von Loch Ness
Das wahre Monster von Loch Ness

 

Der Wanderweg führt immer am See entlang und offenbart wieder und wieder das nachtfarbene Wasser durch die Bäume. Ich könnte versuchen, zu beschreiben, welcher Anblick sich dem Auge darbietet, doch wäre es nichts als ein Versuch. Auf der einen Seite ein Dickicht aus Bäumen und Sträuchern, beinahe undurchdringlich. Auf der anderen Seite sind Lücken im Dschungel, die das Loch und die den See umgebenden Berge sehen lassen.

Und dann ist da plötzlich eine Art kleiner Hafen.

Mooring Place
Der kleine „Hafen“ am Loch Ness

Was heißt Hafen? Es ist eine Bucht, der man einen Steg und eine kleine Befestigungsmauer spendierte, eine Bucht, in der man sein Boot festmachen kann.

Hier ist der eigentliche Weg praktisch zuende. Von hier führt der Rundweg eigentlich wieder zurück. Man kann aber dem Pfad entlang des Loch Ness noch weiter folgen  und käme dann normalerweise zum

Aldourie Castle

Es wäre wahrlich der rechte Ort für einen Urlaub am Loch Ness. Ein Castle, das man mieten kann.

Die Voraussetzung dafür ist natürlich das entsprechende Kleingeld. Will man das Castle für zwei Nächte mieten, zahlt man ab(!) 20.000 Pfund Sterling. Wer aber mit einem der zum Schloss gehörenden Cottages zufrieden ist, zahlt je nach Reisezeit ab 850 Pfund für 7 Nächte für eine Unterkunft für bis zu 6 Person. Wäre 141,67 Pfund Sterling pro Nase für eine Woche. Das geht wiederum.

Ich schrieb, man käme normalerweise zum Aldourie Castle, wenn man dem Weg im Wald weiter folgte. Momentan geht das nämlich nicht. Am Schloss wird gebaut. Muss ja auch mal sein. Ein kleiner Umweg zeigt uns das Schloss am Ende trotzdem.

Aldourie Castle
Aldourie Castle – mit Außentoilette

 

Der Umweg offenbarte uns dann auch noch Bilder heiler Natur. Einen Fasan erblickten wir (der sich leider vondannen machte, bevor die Kamera bereit war). Und ein Fröschlein kreuzte unseren Weg.

Frosch

 

Kleiner Tipp für den Rückweg:

Direkt am Dores Beach befindet sich das Dores Inn, ein Pub mit Speisekarte. Man kann drinnen essen, man kann auch draußen essen und dabei auf Loch Ness blicken.

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