Dass Schottland kein Ort für Strandurlaub und Müßiggang ist, brauche ich bestimmt nicht zu betonen. Nein, Schottland ruft nach Aktivität, nach Bewegung.
Es müssen keine Wanderungen über 40 Kilometer sein – für uns untrainierte Stadtmenschen wäre das wohl übertrieben – aber wer sich vor die Türe traut, findet gar märchenhafte Orte.
Rogie Falls
Reicht das Bild? Nein? Also gut:
Da wären zum Beispiel die Rogie Falls bei Strathpeffer. Nach Norden aus Inverness raus, über die Kessock Bridge, am 1. Kreisverkehr nach links auf die A835 abbiegen und dieser folgen. Irgendwann erreicht man dann den Rogie Falls Car Park.
Es scheint übrigens in Schottland ebenso viele Wasserfälle zu geben wie Castles. Ich gab auf, die Wasserfälle zu zählen, an denen wir vorbeifuhren.
Außerdem scheint der Norden Schottlands für einen guten Teil der Geografie des „Liedes von Eis und Feuer“ Pate gestanden zu haben. Führte unsere Tour über die North Coast 500 nach Wester Ross, sind die Rogie Falls Teil des Flusses Blackwater.
Ich weiß gar nicht, ob man zu dem Rundweg an den Rogie Falls schon „Wanderung“ sagen darf. Es sind gerade eben anderthalb Kilometer, auf denen man aber auch ordentlich auf- und abwärts läuft. Und es ist einfach nicht möglich, die Strecke einfach durchzulaufen. Die wilde Landschaft und das rauschende Wasser zwingen förmlich dazu, stehenzubleiben, auszuruhen, zu entschleunigen.
Ich glaube aber, es ist besser, Bilder sprechen zu lassen.
Ein schöner Platz
Unweit von Inverness (Erwähnte ich bereits, dass es dort einen wirklich gut sortierten Fotoladen in einer alten Kirche gibt?) liegt ein hübscher kleiner 3000-Seelen-Ort namens Beauly. Eigentlich kamen wir nur durch den Hinweis auf jenes Geschäft auf den Ort selbst. Auf dem Rückweg von den Rogie Falls nach Inverness bietet es sich aber an, kurz in Beauly anzuhalten.
„Ja, das ist ein schöner Platz“, soll Mary Stuart einst gesagt haben. „Oui, c’est un beau lieu.“
Der Legende nach entwickelte sich aus dieser Äußerung der Name des Städtchens.
Der Legende nach. In Wirklichkeit ist es wohl nicht ganz so einfach, denn Beauly entwickelte sich um ein Kloster herum, um die Beauly Priory.
Das Kloster wurde 1230 als „Prioratus de Bello Loco“ gegründet, als Kloster des schönen Ortes. Offenbar waren die Mönche ebenso von der Gegend begeistert wie später Mary Stuart.
Man schreibt den Ortsnamen Marys Worten zu. Die Gründer des Kloster aber waren Valliscaulianer, ein Orden aus dem französischen Val-des-Chaues. „Beau lieu“ (Bello Loco – schöner Ort) könnte also auch auf deren Mist gewachsen sein. Wer auch immer aber den Namen schuf, hatte wohl diesen Anblick vor Augen:
Vom Kloster selbst ist nicht viel übrig. Ein Gebäude, dem das Dach fehlt, eine Gruft, der Friedhof.
Daran ist aber nicht einfach der Zahn der Zeit und mangelnde Pflege schuld. Vielmehr wurde das Kloster ein Opfer des Englischen Bürgerkrieges oder vielmehr der Cromwellschen Strafzüge gegen Schottland. Cromwells Truppen benutzten die Beauly Priory nämlich als Quelle für Baumaterial für Befestigungsanlagen in Inverness. Zu diesem Zeitpunkt wurde das Kloster allerdings schon nicht mehr aktiv genutzt. Die Zisternienser, die die Beauly Priory 1510 von den Valliscaulianern übernahmen, verließen den schönen Ort bereits 1585. Die Reformation nahm dem Kloster seine Bedeutung.
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