Delphine und Feen

Man kann im Land der Schotten eine Menge Geld ausgeben. 20 Pfund innerhalb weniger Sekunden zu verlieren, ist nicht schwer. Ich wette aber, mit dem Abnehmprogramm von Detlef D. Soost klappt das nicht. Der einfachste Weg, Geld loszuwerden, ist essen zu gehen. 10 Pfund für eine Pizza. Eigentlich müssten die Menschen hier gertenschlank sein. Sind sie aber nicht, sie sind so normal wie wir alle.

Man muss aber keine riesigen Geldmengen unter die Leute bringen, um eine schöne Zeit zu haben. Wie das geht, erkläre ich heute.

Der einfachste Weg, mit sparsamem Geldeinsatz etwas zu erleben, ist im Grunde immer direkt vor unser aller Nase. Schaut euch die Dinge an, die sowieso schon da sind, weil die Menschen sie ohnehin gebaut haben oder weil Mutter Natur sie uns vorsetzt!

Zum Beispiel gibt es in Inverness etwas, das in Berlin zumindest rar geworden ist, wenn es sowas überhaupt noch gibt: eine Markthalle

Ich nenne es einfach Markthalle, denn dieser Vergleich charakterisiert den Victorian Market am besten. Erinnert sich noch jemand an jene Hallen, in denen sich kleine Läden und Stände tummelten? Ich glaube, in Berlin-Kreuzberg gibt es noch eine solche Halle.

Victorian Market in Inverness
Victorian Market in Inverness

Der Victorian Market in Inverness sieht allerdings… etwas victorianischer aus. Wo in Deutschland eher einfache und zweckmäßige Strukturen vorherrschen, findet man in Großbritannien Schnörkel und Verzierungen. Nun, das Empire ist eben etwas schöngeistiger, was die Innenausstattung von Zweckbauten betrifft.

Die Geschäfte im Victorian Market sind eher klein. Aber gerade das macht den Reiz aus. Keine große Mall mit Läden, die riesige Kette angehören. Ruhe, Gelassenheit und keine Hektik.

 

Wie der Zufall es will liegt Inverness ja direkt am Meer, hier mündet der Fluss Ness, der aus dem Loch Ness entspringt, in den Moray Firth. Daher stammt auch der Name der Stadt. Er kommt aus dem Gälischen (ursprünglich: Inbhir Nis) und heißt nichts anderes als „Mündung des Ness“. Ja, bei manchen Namen sind die Menschen eher einfallslos. Die Schotten ebenso wie die Deutschen, betrachte ich Städtenamen wie Warnemünde, Travemünde usw.

Die passendste Übersetzung für das englische Wort Firth ist Fjord oder Förde. Folgt man dem Fjord in Richtung des offenen Meeres, gelangt man an eine Enge. Auf der Südseite steht Fort George, eine nicht unbeeindruckende Festungsanlage. Auf der Nordseite ist eine kleine Landspitze mit einem Leuchtturm. Diese Spitze heißt Chanonry Point und ist, wenn man nicht gerade großes Pech hat, ein Ort, an dem man bei einsetzender Flut eines tollen Schauspiels teilhaftig werden kann. Durch die Verengung haben nämlich die Lachse ein mittelprächtiges Problem dabei, auf breiter Front vom Fjord ins Meer zu schwimmen oder umgekehrt. Und das wiederum ist im wahrsten Sinne des Wortes ein gefundenes Fressen für die Delphine.

Wenn man der Wissenschaft glauben darf, lebt hier oben bei Inverness die nördlichste Population großer Tümmler. Gleichzeitig sind es auch die größten je beobachteten Tümmler. Und von den Delphinen wissend versprach ich meinem Töchterchen natürlich, dass wir sie uns ansehen würden. Sie ist schon groß, freute sich aber trotzdem auf die Delphine.

Und wir hatten Glück. Auf der Fahrt – man nehme von Inverness einfach den Bus Nr. 26 bis Fortrose oder auch bis Rosemarkie – sahen wir das Meer. Ganz weit draußen. Da, wo man das Ufer vermutet hätte, fehlte es, denn es war Ebbe.

Chanonry Point
Chanonry Point

Von Fortrose ist es noch einmal ein Fußweg von 15 – 25 Minuten. Vielleicht auch eine halbe Stunde, wenn man wie wir nicht den direktesten Weg nimmt sondern etwas mehr am Wasser laufen will. Auf unserem Weg am Wasser entlang bemerkte ich schon eine Wasserbewegung in Richtung des Landesinneren, das mich zu der Annahme verleitete, die Flut käme. Ich hatte Recht. Als wir den Chanonry Point erreichten, hatte ich eben noch Zeit, die Kamera fertigzumachen.

So interessant das Schauspiel der Delphine ist, so interessant sind übrigens auch die Menschen, die kommen, jene majestätischen Tiere zu bestaunen. Sie drängend sich in Trauben am Wasser und gehen immer dann, wenn das Meer weitere 10 cm vom Land zurückverlangt gemeinschaftlich einen Schritt zurück. Links klicken Kameras, rechts stehen Menschen und halten ihre Smartphones in die Höhe… Und wenn ein Delphin auftaucht, sind alle in höchstem Maße aufgeregt. Ist aber auch etwas Besonderes. Als ich vor zwei Jahren das erste Mal hier war, fotografierte ich so viel Wasser wie nie zuvor. Stellt euch vor, ihr steht am Meer und schaut durch die Kamera. Oh, ein Delphin! Weg. Mist! Diesmal war die Ausbeute an brauchbaren Fotos größer.

Delphin am Chanonry Point
Delphin am Chanonry Point
Delphin am Chanonry Point
Delphin am Chanonry Point

 

Und wenn man in der Gegend ist, kann man noch ein Stück spazieren gehen und ein wundervolles Tal bewundern: das Fairy Glen (Feental). Einfach am Strand bis Rosemarkie laufen, den Strand verlassen, am „Plough Inn“ vorbei nach rechts der Straße folgen, bis man einen Parkplatz erreicht. Dort wieder rechts rein, über den Parkplatz und einfach dem Bachlauf folgen.

Ich glaube, ich muss über das Tal nicht viel gesagt werden. Die Bilder sprechen für sich.

Im Fairy Glen
Im Fairy Glen

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Schleier

Der Feenschatz

 

Der heutige Tag zeigte auch ein paar deutliche Unterschiede zwischen Schottland und Deutschland. Hat zum Beispiel schon einmal jemand miterlebt, dass der Ticketautomat im Bus nicht funktioniert? Das Ergebnis war: Die Hinfahrt kostenlos. Geht es schottischer?

Man wird es in Deutschland auch nicht erleben, dass ein vollbesetzter Bus rückwärtsfährt. Der Sicherheit zuliebe muss der Busfahrer erst alle Passagiere aussteigen lassen. Hier sieht man die Dinge gelassener.

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